Der die Macht hat, euch Kraft zugeben! (Röm 16/25-27)
Vielleicht geht es Euch auch so: Die Verkündigungsszene mit Maria und dem Erzengel Gabriel, von der wir am Morgen des 4. Adventsonntages – gleichzeitig Hl. Abend – im Evangelium hören, wirkt vertraut – nicht zuletzt, weil sie im Verlauf der Kunstgeschichte immer und immer wieder in Bild gesetzt wurde. Und das völlig zu Recht, denn es geht ja um den Ursprung der Menschwerdung Gottes, das große Glaubensgeheimnis und das Fundament unseres Christentums. Gott wird Mensch das steht uns gerade am Hl. Abend besonders unmittelbar vor Augen, weil der Kalender es dieses Jahr so fügt, Und doch möchte ich für meinen diesjährigen Brief an Euch, geschätzte Mitglieder von unserer Vereinigung ‚Unum Omnes‘, die Lesung aus dem Römerbrief als Grundlage für einige Denkanstöße für uns in diesen Tagen verwenden. Denn diese Worte führen unmittelbar zu dem wunderbaren Geschehen, das wir in der bevorstehenden Weihnacht feiern werden.
„Ehre sei dem, der die Macht hat, euch Kraft zu geben“ – mit diesem Grußwort beschließt der Apostel Paulus seinen Römerbrief. Das ist doch eine tiefe Weisheit. Gott ist es, der die Macht hat, uns Kraft zu geben; der auf geheimnisvolle und unbegreifliche Weise Menschen in seinen Dienst nimmt, damit sie ihn und seine Botschaft in die Welt bringen. Einen kleinen Teil von dieser Botschaft haben wir bei unserem EXCom – Treffen in Tschechien besprochen. Wie gehen wir im Sinne Jesu mit unseren Mitmenschen um, besonders mit denen, die gerade unserer Hilfe bedürfen.
Aber: Welch wunderbares Gottesbild – Gott gebraucht seine Macht nicht im Alleingang, sondern setzt sie ein, um uns die Kraft dafür zu geben, sein Anliegen lebendig werden zu lassen! Obwohl der Schluss des Römerbriefes sich nicht explizit auf die bevorstehende Ankunft Jesu in der Weihnacht bezieht, passen die Worte doch genau dazu: Es geht um die „Offenbarung jenes Geheimnisses, das seit ewigen Zeiten unausgesprochen war, jetzt aber nach dem Willen des ewigen Gottes offenbart“ werden soll. Gott und Mensch gehen dabei eine untrennbare Einheit ein – nicht nur in Jesus, dem Kind im Stall, sondern in uns allen. Jeder und jede von uns kann, bestärkt durch die Macht Gottes, den Glauben in die Welt tragen. Und wir wissen: dies ist heute in allen Ländern unserer Welt notwendiger denn je! Gott lässt uns teilhaben an dem ewigen und geheimnisvoll bleibenden Geschehen, das von alters her in den prophetischen Schriften immer und immer wieder treu angekündigt worden ist.
Ehre, wen Ehre gebührt – so sagt ein Sprichwort. Die Grußformel, mit der der Römerbrief endet, ist sich sicher, wem diese Ehre gebührt und warum: Gott ist es , der es nicht nötig hat, seine Macht alleine auszuspielen, sondern der die Menschen so sehr liebt, dass er einer von uns geworden ist. Deshalb kann und will er uns auch in seinen Dienst nehmen – Gottesdienst im wahrsten Sinne des Wortes. Und der Mensch –WIR-, der diese Kraft empfängt und sich so von Gott wirklich in den Dienst nehmen lässt, wird gerade dadurch in die Lage versetzt, Großes zu tun. Wir können nicht alles aus eigener Kraft schaffen und müssen es auch gar nicht. Gottes Kraft reicht für uns alle. Deshalb dürfen und sollen wir IHN in der Welt ankommen lassen. Nicht nur im Advent, nicht nur zur Weihnacht, sondern immer und immer wieder.
Die Hoffnung und die Kraft dazu wünsche ich uns allen für diese weihnachtliche Zeit, aber durchaus auch für das kommende Jahr 2018, in dem wir unser 80. Bestehen in Rom feiern werden.
Gottes Kraft und Seinen Segen für eine gnadenreiche Weihnacht und ein von IHM begleitetes Neues Jahr 2018 wünscht Euch allen und Euren Lieben
Euer Msgr. Willibald Steiner, eccl. Assistent